Biologie, Geschichte uncl erste Brocken einer fremclen Sprache lernen, und das auch noch bei einer Reise in bisher unbekannte Landstriche - das konnten Schüler cler Jahrgangsstufe 12 cles Kaiser-KarLs-Gymnasiums. Zwei Wochen verbrachten sie in Breslau und im Riesengebirge, um ihr Projekt "Heilpflanzen in Europa - Ver-wendung, Geschichte und phar-mazeutische Wirkung, exemplari-scher Vergleich verschiedener Länder und Epochen" voranzu-bringen. Gleich vier Länder sind an diesem EU-geförderten fächer-übergreifenden Projekt beteiligt; das KKG kooperiert mit Schulen in Polen, Estland und Griechenlancl. Gcmcinsam mit ihrcn polnischen Gastgebern machten sich clie Aachener auf zur Schneekoppe, dem höchsten Berg des Riesenge-birges. Dort fanden sie zahlreiche Endemiten (nur in dieser Gegend vorkommende Arten) und viele Heilpflanzen, die auch schon in der älteren Literatur beschrieben wurden. Nach den Exkursionen bestimmten die Schüler dann anhand cler eigenen Literatur clie Pflanzen, tauschten stänclig ihre Erkenntnisse aus. "Es war interessant, Land und Leu-te kennenzulernen", sagt der Schüler Tobias Graf. "Vorbehalte hat es von beiden Seiten nicht gegeben, eine Woche lang waren wir in Familien untergebracht. Das Lanct ist sehr schön und clas Riesengebirge von der Natur her einmalig, trotz cler Umwelschä-den." Vom Besuch in Polen blie-ben außer biologischen und kul-turellen Kenntnissen auch Kon-taklc /u clen dortigen Schülerin-nen und Schülern - in einem Fall sogar über die Brieffreundschaft hinaus... "Völkerverständigung, die auch ein wichtiges Ziel des Projektes ist, funkctio- | niert am besten über tätiges Arbeiten an einer konkre-ten, gemeinsamen Aufgabe", sagt Biologielehrer Dr. Gereon Büschges, der Initiator cles Aus-tauschs. Wobei es schwer genug für Schulen Lst, Mittel fiir derartige Begegnungen beim Unterricht zu bekommen. "Schulen werclen in dieser Beziehung viel zu wenig gefördert." Mit seiner Art der Pro-jektbeschreibung schaffte es das KKG jedoch, auch schon vorher für die deutsch-griechische Be-gegnung zum gleichen Thema Geld clas dem EU-Topf "Sokrates, Comenius Aktion 1" zu erhalten. "Dic Luftverschmut/ung in wcilcn Teilen Schlesicns hat große Teile dcs Nadclwalcles im Bereich von 1000 Metern vernichtet", fasst Büschges Erkenntnisse der Reise zusammen. "Es wächst heute ein neuer Wald heran, der überwie-gend aus Ebereschen besteht. So verändert sich die Flora nachhal-tig. In abgeschiedenen Ecken, vor allem im Bereich der Schneegru-ben, ist aber noch viel von der ursprünglichen Pflanzenvielfalt zu sehen." Nicht weniger aufschlussreich war jecloch das Kennenlernen cles künftigen EU-Partnerlandes und seiner Infrastruktur; für die Ver-ständigung brauchte man keine Dolmetscher, wird in Breslau cloch Deutsch als zweite Fremcl-sprache nach Englisch gelehrt -bei allerdings abnehmendem Umfang des Sprachunterrichts. Im Herbst sollen die Ergebnisse des Projektes in Aachen vorgestellt werclen - unter Beteiligung der polnischen uncl möglichst auch der griechischen Partner, bei einem europäischen "Dreiertref-fen" in Sachen Wissen- und Part-nerschaft. Hanns Bittmann |